Montag, 28. November 2016

Von Ehen und Kindern oder Engagementfeier und Interprojectvisit

Zu unserem Interprojectvisit besuchten wir Tanja und Lena, dass Team bei VIKASANA (bbp16-tarikere.blogspot.in).
Die abenteuerliche Reise, auf der wir gar viele Pioniertaten vollbrachten, wie zum Beispiel mit einem viel zu großen Rucksack im Bus anderen die Sitzplätze streitig zu machen, endete nach schier endloser Fahrt durch die karnatakasche Prärie planmäßig um 17.30 in Tarikere, eine kleine Ortschaft im Distrikt Shimogga. Nach einer kurzen Pinkelpause im dortigen Bahnhofsklo und nach dem wir, abermals von Transvestiten angeredet wurden (Wir sehen das mal als Komplimet) gabelten uns schließlich die Gastgeberinnen auf und zeigten uns ersteinmal ihr pardon zur deutschen Stammkneipe. Auch Vidya und ihre Schwester Vibha, ihres Zeichens Mentorin der Mädels begrüßten uns dort voller Wärme. Anschließend traten wir unsere Reise zum Hostel, in dem Tanja und Lena überwiegend leben, standesgemäß in einer Sammelrikswa an.
Ich beziehe mich nun nicht auf den genauen Ablauf der folgenden Tage. Selbstverständlich können wir uns noch an jede einzelne Aktion erinnern, allerdings präferieren die Menschen in diesen Tagen, wilde Thesen und Gefühle anstelle von Fakten und Dokumentation.
Diesen Trend werden wir natürlich unhinterfragt übernehmen.
Das Projekt und die Prämisse hinter dem Hostel empfanden wir beide als absolut großartig.
Es folgt einem sehr menschlichen und nachhaltigen Konzept und unterstützt direkt Kinder ohne große bürokratische Hürden. Diese Kinder haben ein unglaubliches Potential und eine Energie die ihresgleichen sucht. Des weiteren sind sie unglaublich fürsorglich und zuvorkommend, nicht nur gegenüber uns, oft verloren wirkenden (nicht nur wirkenden) „Weißen“, sonder auch untereinander. Auch die Beobachtung, die wir schon in den letzten Monaten kontinuierlich gemacht haben, dass, vor allem, Kinder sich, wohl überall auf der Welt gleich verhalten bestätigte sich hier erneut.
Es war schwierig, bis teils unmöglich, besonders mit den jüngeren, sich in Englisch zu unterhalten aber umso besser hat die nonverbale Kommunikation funktioniert und wir haben die Kinder sofort ins Herz geschlossen.
Am Montag waren wir zum Beispiel auf der Engagementfeier von Vidya eingeladen, Ich bin mir sicher, dass die Mädels darüber einen äußerst differenzierten und genauen Blogartikel geschrieben haben. (bbp16-tarikere.blogspot.in)
Auf dieser Feier waren auch die Kinder aus dem Hostel eingeladen und wie nun Kinder einmal sind haben sie dort allerhand Schabernack betrieben. Zum Beispiel Unmengen von Süßigkeiten und Essen gebunkert und uns kontinuierlich damit versorgt. Einer der Jungs hat sich sogar ein Stück der Hochzeitstorte erbeutet und seine Beute stolz mit den anderen und uns geteilt.
Eine sehr zuvorkommende Charaktereigenschaft von der, auch wir, viel lernen können.
Man meint ja immer wir Erwachsene würden Kindern etwas beibringen und sie auf das „harte Leben“ vorbereiten aber vielleicht ist es oftmals andersrum: Kinder sind die Lehrer, geben uns Lektionen und schulen unseren Blick für das „wahre Leben“. Eine Existenz fernab von Oberflächlichkeiten und unbegründeter Sorgen.
Umso trauriger empfinden wir es, im Hinblick auf diese Erfahrungen, einmal mehr wie wir Menschen mit unseren Potentialen, vor allem miteinander und nicht zuletzt mit unserer Umwelt, unserer Lebensgrundlage, umgehend. Unfähig das gesamte Bild zu betrachten und trotzdem darin herum kritzelnd.
Umso wichtiger ist deswegen, dass es Menschen gibt, die sich dieser Hybris entgegen stellen. Menschen, welche wir durch dieses Programm kennen lernen durften und von denen es so viele gibt, in Deutschland, in Indien und überall sonst. Menschen wie: Ms. Pavati, Mr. Vaghese oder Mr. Santosh von VIKASANA, um nur einige, besonders markanten Persönlichkeiten zu nennen.
Wir haben unseren Interprojectvisit sehr genossen, er hat unser Bild über dieses Land und seine Menschen differenziert. Des weiteren wurden uns dadurch Probleme, sowie Lösungsansätze aufgezeigt.
Ein großes Dankeschön an: VIKASANA, die Familie Vaghese für ihre Gastfreundschaft, sowie für die wunderschöne Engagementfeier von Vidya und natürlich an Tanja und Lena. Sowie ein besonderes Dankeschön an alle liebe Menschen, deren Leben wir streifen durften.
Und natürlich vor allem der KARL KÜBEL STIFTUNG, ohne die diese Erfahrungen überhaupt nicht möglich gewesen wären und ohne die wir nun im kalten Deutschland festsäßen.

Achtung: Dieser Text kann,wie immer, als Stilmittel Ironie und Übertreibungen enthalten. 

  

Samstag, 19. November 2016

Wenn man denkt es geht nicht mehr...

Drei wunderschöne Monaten in der CMI PUPLIC SCHOOL CHALAKUDY, in denen wir uns definitiv sehr verändert haben sind heute zu Ende gegangen. Wo mir am Anfang noch Bange davor war, eine ganze Klasse auf Englisch in Deutsch zu unterrichten, ist dies nach ein paar Wochen zur Routine geworden, aber hat dennoch nichts von seinem ursprünglichen Charme verloren. Es war eine ganz besondere Zeit dort und wir haben viele neue Freunde gefunden. Das ganze Konzept dieser Schule ist Einzigartig und man kann nachvollziehen warum gerade diese Schule den „best School of India Award 2013“ gewonnen hat. Besonders die Kinder haben wir ins Herz geschlossen, sie haben uns wohl deutlich mehr beigebracht als wir ihnen. Sowohl die Kinder als auch die Lehrer, sowie das „non teaching staff“ und natürlich vor allem Father Santosh und Father Winson werden für immer einen Platz in unserem Herzen haben! Gerade diese beiden haben uns wie ihre Brüder und gleichzeitig ihre Söhne aufgenommen und uns so viele unvergessliche Momente und Erlebnisse beschert.
Wir werden auf jeden Fall seeeeehr viel zu erzählen haben, wenn wir zurückkommen, falls wir zurück kommen ;).
Ihr braucht allerdings keine Angst davor zu haben, dass wir uns zu stark verändert hätten und komplett neue Personen geworden sind. Wie man an unseren regelmäßigen und ausführlichen Blogeinträgen sehen kann sind wir ganz die alten.
Nun hieß es heute und vor allem gestern Abschied nehmen und unseren ganzen neuen Freunden, zumindest vorläufig Lebewohl zu sagen. Wir durften am Dienstag während des Assemblies noch eine Rede halten, haben das „Dienstags Schuluniform“ Poloshirt geschenkt bekommen, dass ich mir immer so sehr gewünscht hatte und nachdem ich sogar bei einem Abendessen mit dem Hersteller gefragt hatte. Die Schüler waren ganz verzückt als sie die „Germans“ in ihrer Schuluniform gesehen haben.
Was uns an diesem Abschied besonders berührt hat und was uns das Wort süß inflationär benutzen ließ war die kleine und großen, künstlerischen und dahingekritzelten Grußkarten die uns die Schüler zum Abschied überreichten.
Nun sind wir heute an der DEVAMATHA Schule in THRISSUR angekommen die, falls überhaupt möglich noch außergewöhnlicher zu sein scheint. Die inner- und außerlehrplanmäßigen Aktivitäten, die hier den Schülern angeboten werden sind kolossal. Vielleicht werden in Zukunft mehr Blogartikel zu diesen Aktivitäten hier erscheinen.
Nun fragt sich vielleicht der ein oder andere gewiefte Leser, was die Überschrift eigentlich mit diesem Text zu tun habe und ob mir vielleicht der mangelnde Alkohol zu Kopf gestiegen sei?
Der Blogartikeltitel bezieht sich auf unsere herrschaftlichen Domizile, es sind keine Räume mehr.
Während ich diese Zeilen tippe sitze ich nämlich in einem thronählichen Sessel mit wunderschönem güldenem Muster vor meinem soliden schwarzen Holztisch der mit einer reich verzierten Tischdecke gedeckt ist, von dem Schlafbereich durch einen Vorhand getrennt der in einen geräumiges Bad und auf einen Balkon mündet.
Bitte nicht neidisch werden, wir können nichts dafür!
Tropische Grüße vom kessesten aller Tandems.

Anmerkung des Autors: Aufgrund der Zeitverschiebung wird dieser Artikel vermutlich mit einer Verspätung von ein bis eineinhalb Wochen erscheinen.


Sonntag, 2. Oktober 2016

Unser Alltag

Da wir uns seit längerem nicht mehr gemeldet haben, hauptsächlich da wir uns nicht sicher waren mit welchem Thema wir uns näher befassen sollen, kommt hier (mal wieder) ein kleiner Überblick über unseren Alltag. Jeder unserer Morgende, während der Schulzeit, beginnt mit einem Assembly an dem sich alle Lehrer und Schüler beteiligen. Das Assembly dient als Einstieg in den Tag und besteht aus gesungenem Morgengebet und ein paar kurzen Lebensweisheiten, sowie dem Treueeid und der Nationalhymne. Alles wird von Schülern vorgetragen, ausgenommen kleinerer Ansprachen von Father Principal oder eine Ehrung anlässlich eines der vielen kleinen Wettbewerbe die permanent sattfinden. Danach beginnen unsere Deutschkurse in den Klassen 5-8, die wir situationsbedingt untereinander aufteilen. Eingestiegen sind wir mit einfachsten Formen der Grammatik, während wir uns momentan durch die Untiefen der deutschen Artikel und der Pluralbildung wühlen. Vokabel vermitteln wir den Kinder vor allem situationsabhängig, da das simple aufzählen und Wiederkäuen deutscher Begriffe den hohen Standards dieser Schule nicht gerecht würde. Zum Beispiel brachten wir ihnen die Namen diverser Obstorten am Beispiel eines kleinen Einkaufs näher. Die Ähnlichkeiten zum englischen erleichtern einiges (Mango=mango), weshalb die Kinder sich, unserer Einschätzung nach, relativ einfach Neues erarbeiten können. Anders wird dies sicher in der Chavara school im ländlicheren Potta, in der wir ab morgen zweimal wöchentlich spoken-english classes abhalten werden. Hier ist die Ausgangssituation eine ganz andere, da es sich um eine staatliche Schule und nicht um eine private handelt und die Kinder dementsprechend eher aus einkommensschwächeren Familien stammen und kaum mit der englischen Sprache vertraut sind. Die Schule beginnt um 9 und endet um 4. Für die Kinder der Klassen 6 und höher sind auch jeweils der erste und der letzte Samstag eines Monats Schultage. Wenn die Schule vorbei ist nutzen wir häufig die Sportanlagen des Campus. Ebenfalls häufig kaufen im Hypermarkt in Chalakudy Dinge des täglichen Gebrauchs oder setzen uns in ein kleines nahegelegenes Restaurant, um die 7 Stunden zwischen Mittag- und Abendessen zu überbrücken. Dieses entwickelt sich langsam zu unsrem Stammlokal wo man inzwischen schon unsere indischen Lieblingsessen kennt.

Dienstag, 13. September 2016

Kurzer Überblick über unsere kulturellen Aktivitäten




Die Wasserfälle nahe Chalakudy, welche wir an einem Feiertag mit den Fathers besuchten. 






Auf einer Klassenfahrt ans Meer... 





Bei uns gibt es Meer als nur einen Strand... 










Wir in Aktion beim: Foodday, Independence Day, Teachers Day und beim Unarvu (Elternwettstreit in hogwartscher Manier).


Montag, 22. August 2016

Ein paar Bilder für euch



Blick aus dem Flugzeugfenster…





Blick ins Flugzeug (Schulbus mit zwei Propellern, Bengalore/Coibatore)…




Unser Campus...




Kunstwerk zur Ehren der indischen Nation am 70. Independece Day (Unabhängigkeit: 15.August 1947)...

Mittwoch, 17. August 2016

a home away from home - erste Eindrücke


nach einer lehrreichen Woche auf dem KKID Campus, umgeben von bewaldeten Feldern und Berghängen, nahe der (fast) Millionenstadt Coimbatore im Staat Tamil Nadu unternahmen wir unsere ersten Schritte auf indischem Boden. Am Mittwoch hieß es dann Abschied nehmen.
Dem Team im KKID, insbesondere Malathi, unseren Mitfreiwilligen, allen Mentoren und Menschen die uns diese Erfahrung ermöglicht haben, wollen wir hier noch einmal herzlich Danke sagen!
Nach einer fünf stündigen Busfahrt durch die Weiten Tamil Nadus und die ausgedehnten grünen Wälder Keralas erreichten wir, zusammen mit unserem Mentor Obed, Chalakudy. Die letzten Meter des Weges wurden wir sogar von Father Joy, dem Leiter unsrer NGO KESS, höchstpersönlich eskortiert. In der CMI Public School angekommen erwarteten uns Father Principal Santosch und Father Manager Vincen, die Verantwortlichen der CMI School und gleichzeitig unsre einzigen Nachbarn, bereits sehnlichst. Trotz der späten Stunde bat man uns noch ein köstliches Abendessen an, was wir dankend annahmen.
Nach einem anschließenden Gespräch, bezogen wir unsere äußerst gut ausgestatteten Zimmer, hier bleibt kein Wunsch offen, weder in Einrichtung, Hygiene noch Kommunikationsfragen.

Ohne den geringsten Schimmer wie ein keralischer Schultag beginnt wurden wir am darauffolgenden Morgen positiv aber dennoch gewaltig von der Disziplin und dem Eifer der Schüler überrascht. Jeden Morgen um 9 Uhr, vor Unterrichtsbeginn, versammeln sich sämtliche Schüler, Lehrer und Verantwortlichen der Schule rund um den großen Innenhof, zeugen der Schule, ihrem Land, den Eltern, Lehrern und Verantwortlichen ja sogar uns Gästen Respekt. Eine stolze und voller Inbrunst gesungene Schulhymne lässt einem geradezu die Nackenhaare zu Berge stehen. Als wir uns dann vor die totenstille Menge stellten und uns, etwas unbeholfen, da überrascht, vorstellten, brachte man uns viel Freundlichkeit und Offenheit gegenüber. Für ein „Good morning“ von uns, bekamen wir ein hallendes „Good morning, Sir“ als Antwort zurück.
Nach dem „Assembly“ nahm sich die reizende Beauftragte der Schule für internationale Zusammenarbeit „Minnie“ Zeit uns über den Campus zu führen, uns alles geduldig zu zeigen und zu erläutern.

Da am Freitag der letzte Schultag vor dem Independence Day (15.8.1947) war, fand ein kleiner Festakt an unserer Schule statt. Zusammen mit den Fathers und der PTA Vorsitzenden begingen wir etwas verdutzt, vor der versammelten Mannschaft sitzend den Festakt. Vielen Grußworten, dem Treueeid, patriotischen und nachdenklichen Worten folgte ein beeindruckender Tanz einer Gruppe von herausgeputzten Schülerinnen, zu Ehren der indischen Nation.
Nun sitzen wir hier, schreiben diesen Artikel, denken an alle lieben Menschen und wünschen ihnen allen einen friedlichen Tag.


Bis bald oder wie man in Kerala sagt: pinnekkaanaam (eigentlich sagt man hier nur „bye“, aber das war uns zu unspektakulär).